Das DISG-Persönlichkeitsprofil

Seit langer Zeit versuchen Menschen die überfordernde Vielfalt der menschlichen Eigenschaften mit einfachen Modellen handhabbar zu machen. In der Antike gab es z.B. die Lehre von den vier Temperamenten. In der Moderne hat dies zu einer Vielfalt von Modellen geführt. Ein recht einfaches und trotzdem noch brauchbares Modell ist von dem Psychologen William Marston und von John Geier, Professor für Verhaltenspsychologie, entwickelt worden. Es begnügt sich mit der Kombination von zwei Grundeigenschaften: Wenn man zwei Eigenschaften kombiniert, erhält man vier Fälle, im DISG-Modell werden sie Grundtypen genannt.

Die Grundtypen

Dominante Personen (D)
wünschen sich herausfordernde, abwechslungsreiche Aufgaben. Sie sind gut darin, Widerstände zu überwinden, und gehen dazu auch hohe Risiken ein. Die bestehenden Zustände interessieren sie wenig. Sie treffen gerne Entscheidungen, sind durchsetzungsstark und übernehmen oft die Führung.

Initiative Personen (I)
interessieren sich für Menschen, reden und kommunizieren gerne, wollen helfen und begeistern. Sie sind meist optimistisch und vielseitig. Dabei sind sie durch die Fülle ihrer Ideen in Gefahr, sich zu verzetteln.

Stetige Personen (S)
führen Dinge weiter, halten sich an vorhandene Stukturen, und wünschen klare Regelungen. Dabei sind sie zu anderen hilfbereit und loyal. Ihre Geduld mit anderen ist hoch, das macht sie beliebt. Oft konzentrieren sie sich auf ein spezielles Sachgebiet.

Gewissenhafte Personen (G)
sind geduldig mit Sachen. Sie wollen höchste Qualität, und erreichen diese durch genaue Konzentration auf Details bis hin zum Perfektionismus. Sie hinterfragen und analysieren kritisch, sind danach aber bereit, bewährte Arbeitsabläufe und Normen zu akzeptieren. Fakten sind für sie wesentlich.

Es wird klar, dass mit diesen verschiedenen Typen auch verschieden umgegangen werden muß. Ihre Bedürfnise und die Bereitschaft zu Änderungen ist verschieden, in der Folge auch ihre Lernbereitschaft und -geschwindigkeit.

Kombination der Typen/Eigenschaften

Nun geht es aber nicht allein darum, herauszufinden, welcher Typ man ist, sondern vielmehr welche Anteile in welcher Kombination in einem vorherrschen. Durch diese Kombinationen kann die Vielfalt menschlicher Persönlichkeiten recht gut abgedeckt werden. Der DISG®-Test erfasst sowohl den Persönlichkeitstyp, den man z.B. im Berufsfeld nach außen zeigt, als auch den innen liegenden, nicht präsenten Teil. Das kann unter Umständen gleich oder ähnlich sein, aber in vielen Fällen unterscheiden sich diese Typen.

Von diesem Test darf man allerdings nicht zuviel erwarten, er bleibt immer eine Selbstaussage. Eine mir gut bekannte, hochdominante Frau hat den Test gemacht. Da ihre dominaten Eigenschaften aber mit ihrem gewünschtem Selbstbild nicht zusammenpassten, hat sie alle Fragen dazu entsprechend beantwortet. Über das Ergebnis haben sich dann alle gewundert, die sie kannten.

Eine weitere Stärke des Modells: es erklärt auch Wandlungen der Handlungsmuster einer Person unter Stress. Dann nämlich verändert sich die Reaktionsweise in Richtung "sachorientiert". So kenne ich etliche "grüne" Menschen, die unter gefühltem Stress oder Entscheidungsdruck auf "dunkelrot" durchschalten.

Das DISG Modell hat sich auch für mich als ein sehr praktisches System erwiesen. Zwei Eigenschaftsachsen mit vier Feldern, das ist gut handhabbar. Ähnliche Systeme mit nur drei Grundtypen sind nur auf den ersten Blick einfacher. Die Erfahrung zeigt, dass der vierte Type einfach fehlt für eine gute und praktische Beschreibung. Dagegen sind mir Systeme wie das Enneagramm mit neun unterschiedenen Grundtypen schon sehr kompliziert, auch wenn der Ansatz interessant und lehrreich ist.

Das DISG-Modell lässt sich leicht erklären, auch in einer Mittagspause im Kollegenkreis. Man kann dann leichter über bestimmte Reaktionsweisen sprechen, distanzierter, lockerer: "Das war jetzt Dein 'Rot'" usw.

Literatur

Seiwert, Lothar J./Gay, Friedbert, Das 1x1 der Persönlichkeit, GABAL-Verlag

Sich und andere besser verstehen; beruflich und privat das Beste erreichen; das DISG-Persönlichkeitsmodell anwenden. So heißt es im Untertitel. Das Buch enthält nicht den Originalfragebogen, sondern nur eine vereinfachte Auswertung. Dafür wird jedoch eine Fülle von Beispielen und Hinweisen zur Anwendung geboten: Zeitmanagement, Mitarbeiterführung, Team, Verkauf, Partnerschaft. Aufbau als Arbeitsbuch. Es wirkt unscheinbar, eher primitiv. Zum Aneignen der Methodik meiner eigenen Erfahrung nach trotzdem geeignet.


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