Zuses Z1 ist so bedeutend wie Beethovens Neunte

Sechs Vorschläge, was die UNESCO als Deutschlands wichtigste Kulturleistungen bewahren soll, umfassen neben Beethovens neunter Symphonie auch Konrad Zuses Entwicklung einer Rechenmaschine.

Das deutsche Nominierungskomitee der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft, Kultur und Kommunikation UNESCO hat am gestrigen Donnerstag die ersten sechs deutschen Vorschläge für das UNESCO-Programm Memory of the World vervollständigt. Unter diesem Namen hat die UNESCO ein Programm ins Leben gerufen, um die wertvollsten Kulturdokumente aus den Mitgliedsstaaten besser zu schützen und weltweit zugänglich zu machen, ähnlich ihrem schon länger laufenden Programm zum Schutz des Natur- und Kulturerbes. Über die geäußerten Vorschläge will die UNESCO im Juni 2001 endgültig entscheiden. Aus anderen Staaten stehen bisher etwa die Archive des Warschauer Ghettos, die Annalen der koreanischen Choson-Dynastie und der mexikanische Azteken-Codex zur Würdigung an.

Als erste deutsche Nominierung steht schon seit längerem das Phonogramm-Archiv der Stiftung Preußischer Kulturbesitz fest. Gestern gab das UNESCO-Komitee unter Leitung von Prof. Dr. Joachim-Felix Leonhard fünf weitere Vorschläge bekannt: Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern ist die älteste der geadelten Errungenschaften, gefolgt von Goethes Nachlass, Beethovens neunter Symphonie, Fritz Langs Filmvision Metropolis und Konrad Zuses Patentanmeldung für die erste programmgesteuerte Rechenmaschine.

Das Universalgenie Zuse hat seine Rechenmaschine schon 1941 zum Patent angemeldet, aber erst 1967 einen endgültigen Bescheid des Bundespatentgerichts erwirken können, das die Patentierung "wegen mangelnder Erfindungshöhe" verweigerte. Diese Bewertung ist um so verwunderlicher, als weltweit Experten in Konrad Zuse den eigentlichen Erfinder des Computers sehen. Zuses Bedeutung für die Informationstechnik gründet sich nicht nur auf die Konstruktion der Rechenmaschinen Z1 bis Z4 in den dreißiger und vierziger Jahren, sondern auch auf seine mit großer Verzögerung 1972 veröffentlichten Überlegungen zur Programmierung solcher Geräte im Rahmen der Sprache Plankalkül. (hps/c't)